"Notationen (2013)"
von Hubi W. Jäger
Eröffnung am 15. Oktober ab 18°°
Sie sind herzlich eingeladen zur Betrachtung, zum Gespräch und Getränken
Jeder, der in Berlin zu Vernissagen geht um Kunst zu sehen, zu entdecken, ist mit Sicherheit im Laufe der Zeit Hubi W. Jäger begegnet, denn er sieht sehr viel – rund 750 Ausstellungen im Jahr. Man sieht ihn dann Notizen machen, meist auf kleinen hemdtaschengerechten Handzetteln und fragt sich was da wohl notiert wird. Mancher unterhält sich mit ihm und stellt fest, dass er auf ein lebendes Berlin-Kunst-Archiv getroffen ist. Für Hubi W. Jäger selbst, ist es Dokumentation, ein Blick auf den Berliner Ausstellungsbetrieb, vor allem auf die Künstler und ihre Werke, die Galerien, die kommen und gehen. Ein sicherlich obsessiver Blick auf die Kunstszene – aber eine künstlerische Arbeit? Es gibt eine Reihe von Menschen, oft selbst Akteure und Insider, die der Meinung sind, dass dies eine grossartige künstlerische Arbeit darstellt und unbedingt gezeigt werden muss. Dieses obsessive Schauen, das Sammeln von Terminen, Einladungen, Karten, Texten, das Erstellen eines möglichst umfassenden Archivs und die vielen Notizen zu den einzelnen besuchten Ausstellungen gelten ihnen als performativer Akt, Aktion, als künstlerische Handlung, Obsession als künstlerische Triebfeder. Sie sind angesichts der langen Jahre in denen Hubi W. Jäger diese Tätigkeit betreibt äusserst beeindruckt und überzeugten ihn diese Präsentation zu realisieren. Archive und das Arbeiten mit Archiven ist seit einigen Jahren in den künstlerischen Fokus gerückt und Teil der künstlerischen Praxis geworden, Harun Farocki hat sein filmisches Schaffen als Archiv angelegt, er ist wie Alexander Kluge mit seinen „Nachrichten aus der ideologischen Antike" auf der „All the worlds futures“ Biennale in Venedig vertreten, auch Taryn Simon arbeitet archivarisch und Zielonys Zeitungsdokumentation im deutschen Pavillon kann ebenso eingeordnet werden. Bei der letzten BerlinBiennale benutzte Atoui das Musikinstrumentenarchiv des Ethnologischen Museums für seine Arbeit. Auch Gerhard Richter erstellt in den 70er/80er Jahren seinen „Atlas“ – ein Bild/Foto-Archiv, so wie viele Künstler eines haben. Aby Warburg lässt sich vielleicht als Vater des künstlerischen Archivs in der Moderne bezeichnen. Die Reihe ließe sich leicht erweitern. Was gibt’s nun real zu sehen in der Vitrine-FN? Die Ausstellung ist zu sehen vom 15. Oktober bis 24. November 2015 – täglich 24 Stunden. |