Urban Art – Street Art – Graffiti
310 Squad, Above, FFA/Arte, Börek, Bonk, Dave the Chimp, Brad Downey/Darius Jones, EMESS, Faith 47, Hubi W. Jäger, SP38, Unai
Graffiti und Street Art sind in Friedrichshafen so gut wie unbekannt und auch kaum präsent und sichtbar. Wenn dann wohl eher als ein Ärgernis oder gar krimineller Akt betrachtet, entgeht den Menschen ein heute wesentlicher Teil neuer Kultur.Graffiti ist kein Schmutz, keine Verunstaltung sondern Ausdruck partizipatorischer Kunst, für jeden sichtbar, ohne die Hemmschwelle des Museums. Urban Art ist Zeitgeist, bedient sich an aktuellen auch politischen bild- und inhaltlichen Quellen jeder Art, Werbung neben Zitaten der Kunstgeschichte, ebenso wie eigene Themen und Geschichten. Urban Art ist eine Facette heutigen Kunstschaffens, längst im Museum und in vielen grossen Sammlungen angekommen und hat bei Auktionen die Millionengrenze erreicht! 310Squad ist die wohl berühmt berüchtigste Streetarttruppe in Russland, kommt aus Moskau. Ihre oft sehr politischen „Stencils“ überschreiten nationale Grenzen und Angelegenheiten. Darüberhinaus verstehen sie es grossartig Ikonen der modernen Kunst zu zitieren, da treffen minimale Elemente auf die Punktraster Roy Lichtensteins, und bringen diese auf die Strasse, aus den Museen in die Öffentlichkeit. Above stammt aus Californien und sagt „Ich liebe die Strasse, sie ist so vielseitig und kennt keine Zensur“. Er verteilt seine Pfeile weltweit, mal sehr grafische Strukturen und Worte/-Spiele dann wieder, wie in der Vitrine-FN zu sehen, mit Portraits bekannter Schauspieler. Überall in Berlin, speziell in Kreuzberg findet man die eher nach abstrakter Kunst aussehenden Papiercollagen und Überarbeitungen von Texten und Magazinseiten von Börek. Er bezeichnet diese als „Characters“, bleiche graue gezeichnete Wesen. Inzwischen arbeitet er auch skulptural und integriert Objekte aus Gips und Bauschaum in den öffentlichen Stadtraum. Bonk ist einer der bekanntesten Berliner Street Art Aktivisten. Die SchablonenBilder findet man überall, vor allem sein Markenzeichen, der junge Jack Nicholson aus dem Film „einer flog übers Kuckucksnest“ – ein eindeutiges Statement zu unserer Gesellschaft. „Characters“ sind die Sache von Dave the Chimp. Eigentlich sehr nahe an Comic und Illustration entwickelt er seine Figuren als Charaktere unserer Spezie. Ausserdem arbeitet er in der Werbe-und Designbranche (Skateboard u.a.), macht TV-Spots und stellt mit den berühmtesten Künstler der Streetartszene wie Bansky, Obay und Blu aus. Brad Downy und Darius Jones arbeiten sowohl einzeln als auch im Team. Ihre Spezialität sind illegale Eingriffe in den Stadtraum, vor allem skulptural. Wir sehen auf deren dokumentatorischen Fotografien zwei Beispiele wie sich das gestaltet, Doppelung, Zuneigung mit viel Humor, gar Ironie bringen sie uns zum lächeln. EMESS war bereits in der vorhergehenden Portraitausstellung vertreten. Faith47 stammt aus Südafrika und thematisiert „die rastlose Schuld der Schönheit der dritten Welt“. Sie spielt damit auf die weltweite Segregation an – Arm und Reich, schwarz und weiss, aus religiösen Gründen usw. Auch ihren Graffities sieht man die Wut über die Ungerechtigkeiten an, zugleich auch die Frage nach Aktion und Widerstand. Felix F. Anger / Arte ist ein Berliner Graffiti Writer und sprüht im „klassischen“ Style Worte, „Tags“, die er mit grafischen, poppig bunten Elementen ausbaut. Bei Hubi W. Jägers Arbeit handelt es sich um „wieder“-gedruckte Ausschnitte aus zerfetzten „wild“ geklebten Plakatwänden (wie es sie in Friedrichshafen kaum gibt) die jeweils ein Portrait ergeben. Abstrakte Vexierbilder zwischen Bild und Information. Die einzelnen Elemente stammen aus den verschiedenen Schichten der ursprünglichen Plakate, Informationsträger, Übermittler aus Musik, Konzerten, Raves, politischen Veranstaltungen und Demoaufrufen – eher aus dem „Underground“ und jenseits des üblichen Werbekommerz. Diese Portraits vermitteln neben dem ästhetischen Bild den Geist und die Anliegen der Zeit. Sp38 erfüllt mit seinem Outfit das Bild des Outlaws, mit Kleistereimer und seinen Plakaten sieht man ihn in der Stadt. Er hat ebenfalls Kunst studiert. Er gestaltet Bilder, aber auch Mini-Comics, Bildfolgen, kleine Geschichten, wie hier vom „goldenen Hasen“ (der tatsächlich als „Kunst am Bau“ auf einem Abschnitt des ehemaligen Mauerstreifen existiert). Die Ausstellung ist zu sehen vom 9. Mai 2013 bis 7. Juli 2013 – täglich 24 Stunden. |
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